„Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“
(Psalm 91, 11+12)
Am 17. Januar 2025 musste der Ev.-luth. Kirchenkreis Celle Abschied nehmen von einem Mann, der das christliche Leben vor Ort mehr als 30 Jahre lang auf eine besondere Weise geprägt hat.
Henning Buchhagen wurde 1950 in Einbeck geboren. Nach seinem Abitur in Holzminden studierte er Theologie in Göttingen und Tübingen, anschließend folgte das Vikariat in Hessisch-Oldendorf. 1978 wurde Pastor Buchhagen ordiniert. Die Gemeindezeit in Wiesmoor-Hinrichsfehn war geprägt von Buchhagens kreativem Geist; während seiner Amtszeit entstanden eine Theater AG und ein Kinderchor. Eine Arbeit, die ohne die Unterstützung seiner Frau Erika nicht möglich gewesen wäre.
1994 erfolgte der berufliche Wechsel nach Celle – am 1. September 1994 wurde Henning Buchhagen Gefängnisseelsorger in der JVA Salinenmoor. Er schaffte es, mit den Gefangenen, die zum Teil sehr lange Haftstrafen absitzen mussten, und den Bediensteten, eine vertrauensvolle seelsorgerliche Beziehung aufzubauen. In enger Zusammenarbeit mit der damaligen Anstaltsleiterin entwickelte er ein Notfallprojekt für suizidgefährdete Gefangene in Untersuchungshaft. Herausragend in Erinnerung geblieben ist außerdem seine solidarische Unterstützung der Angestellten, als die Einrichtung 2014 geschlossen wurde.
Wegbegleiter beschreiben Henning Buchhagen als einen Mann, der die Fähigkeit besaß, seinem Gegenüber den nötigen Raum zu geben – eine Eigenschaft, die in der seelsorgerlichen Arbeit von besonderer Bedeutung ist. Er dachte nicht in menschlichen Klischees und glaubte fest daran, dass selbst Menschen, die sich schuldig gemacht hatten, in der Lage waren, Gutes zu tun und zu denken. Außerdem hatte er keinerlei Berührungsängste mit den unterschiedlichen Milieus; ihm war es egal, ob er mit Suchtkranken, ehemaligen Clanchefs oder einfachen Arbeitern zu tun hatte. In dem besonderen Arbeitsumfeld JVA schaffte er es, eine kritische Solidarität aufzubauen und zu leben – mit den Gefangenen und den Bediensteten.
Nach seiner Pensionierung, die mit der Schließung von Salinenmoor begann, engagierte er sich intensiv für das Projekt Brückenbau, gestaltete Projekte mit und blieb über das Schreiben von Briefen in Beziehung zu Insassen der JVA Celle. Wie bedeutsam dieser Austausch für die Gefangenen war, zeigte sich an den Reaktionen nach Bekanntwerden seines Todes: Bei einigen flossen Tränen und unter den Gästen bei seiner Trauerfeier waren auch einige ehemalige Strafgefangene.
Pastor Henning Buchhagen hat vielen Menschen auf die unterschiedlichste Art und Weise sehr viel bedeutet. Er wird uns fehlen. Am 17. Januar 2025 starb er im Beisein seiner Familie.