„Mir soll auch mal widersprochen werden“
Ob das sein Auto sei, dass da so einsam auf dem Parkplatz stehe, wird der neue Regionalbischof für den Sprengel Lüneburg Stephan Schaede am Ende des Gesprächs gefragt. Nein, nein, antwortet Schaede, „ich bin doch mit dem Fahrrad hier.“
Zeichen setzen auf dem TraumzeitHof
Ja, auch die vielen Kilometer bis in das „Hotel TraumzeitHof“ in Dalle ist der 57-Jährige auf seinem E-Bike gefahren. Ein Zeichen möchte er damit setzen: für klimafreundliches Vorankommen, aber auch für eine besonders engagierte Form der Mobilität. Dalle war das erste von insgesamt zehn Zielen im Sprengel, die Teil des „mobilen Generalkonvents“ sind, bei dem Schaede seine Kolleginnen und Kollegen kennenlernen möchte. Zum Auftakt ist das durchaus gelungen. Dr. Andrea Burgk-Lempart, Superintendentin im Ev.-luth. Kirchenkreis Celle, zog nach dem Treffen am Vormittag vor idyllischer Kulisse zwischen historischen Häusern, Weideflächen und Waldgrenzen ein positives Fazit: „Statt wie bisher mit mehr als 300 Geistlichen beim Jahrestreffen zusammenzukommen, war diese Art der Zusammenkunft viel persönlicher und damit auch intensiver.“
Schaede selbst, der in einer ersten Pressemeldung als „Pastor der Pastorinnen und Pastoren“ bezeichnet wurde, spricht davon „Menschen und Energien zusammenzubringen“. Gerade weil er in seiner Funktion kein Dienstvorgesetzter sei, sondern vielmehr Vertrauensperson, sei das Treffen an einem „Sehnsuchtsort“ wie dem „TraumzeitHof“ von besonderer Bedeutung gewesen. In der zukünftigen Zusammenarbeit sei es ihm wichtig, „dass mir auch mal widersprochen wird und dadurch ein lebendiger Austausch entsteht“.
"Ressourcen, um das Leben zu beeinflussen"
Zum Beispiel auch darüber, was die großen Themen der evangelischen Kirche sein werden. Schaede spricht dabei von „Ressourcen, die wir als Kirche haben, um unser gesellschaftliches Leben zu beeinflussen“. So wie damals, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015, als sich Menschen in den unterschiedlichsten Gemeinden auf vielfältige Weise engagiert haben, um das Elend der geflohenen Menschen zu verringern. Ein Thema, das mit Blick auf die gegenwärtige Situation in Afghanistan von seiner Aktualität wenig verloren hat. Schaede nennt die Arbeit vor Ort und in den Regionen, wo Geflüchtete Sicherheit suchen „Langstreckenbewältigungen“, bei denen sich gerade die Kirche mit ihren Möglichkeiten hervortun kann.
Auch das angekratzte Image der Kirche beschäftigt den neuen Regionalbischof. „Ich glaube, viele von uns handeln noch zu verzagt, zu zurückhaltend. Eine der Lehren der Coronakrise war ja, dass die Kirche offenbar nicht systemrelevant ist. Das hat viele verunsichert.“ Der promovierte Theologe wünscht sich mehr Mut, die eigenen Strukturen zu überdenken und sich für neue Ideen zu öffnen. Im Gespräch auf dem „TraumzeitHof“ erinnert er sich an einen Gottesdienst, dem er vor einigen Jahren in Genf beiwohnte: „Da stand während der Predigt ein Besucher auf und rief: ‚Was erzählen sie denn da? Das sehe ich aber ganz anders!‘ Ich fand das super. In Deutschland scheint so etwas nicht möglich, diesbezüglich sind wir doch etwas zart besaitet.“
Offen für neue Ideen
Der neue Mann ist offenbar bereit, neue Wege zu gehen. „Jedem, dem etwas Gutes oder Interessantes im Bereich der kirchlichen Arbeit einfällt“, verspricht Stephan Schaede, „werde ich offen gegenübertreten und wenn möglich unterstützen.“